„Das Comeback der Jazz Summer Night“ betitelte das „Mindener Tageblatt“ seinen Bericht über unsere Jahreshauptversammlung. Dass der MT-Redaktion dieser Aspekt offenbar besonders wichtig war, erklärt sich vermutlich mit der tags zuvor dort in großer Aufmachung berichteten Nachricht, dass die Gourmet-Meile auch in diesem Jahr – und damit zum vierten Mal hintereinander – ausfallen wird. Keine gute Nachricht für die Stadt.
Umso wichtiger für Minden und Umgebung, dass der Club die dann 39. „Summer Night“ als eines der ganz großen OpenAir-Events nach dreimaliger Zwangspause in diesem Jahr auf jeden Fall wiederbeleben möchte – und das trotz aller finanziellen und organisatorischen Schwierigkeiten, denen sich das ambitionierte Vorhaben gegenüber sieht. Vor allem nach einem Jahr mit dem corona-bedingt zweithöchsten Kassendefizit in der Club-Geschichte. Dennoch haben sich Vorstand und Vereinsausschuss ebenso wie schließlich die Mitgliederversammlung dazu entschlossen, das Wagnis einzugehen. Ein weiterer Ausfall, darin waren sich fast alle einig, würde das endgültige Aus für die 1981 begründete Traditionnsveranstaltung bedeuten – und das im „Geburtstagsjahr“, in dem der Club sein 70-jähriges Bestehen feiert.
Der Termin war schnell gefunden: Samstag, 15. Juli. Auch der Veranstaltungsort bereitete trotz einiger Diskussionen letztlich kein großes Kopfzerbrechen: Die „Summer Night“ gehört nach Auffassung der überwiegenden Mehrheit im Club auf den Marktplatz, auch wenn die mehrmalige Ausweich-Alternative Weingarten durchaus Fürsprecher fand.
Inzwischen steht nach einigem Hin und Her auch das Line-Up für die Bühne fest: Als Top-Act wird die um mehrere Blasinstrumente auf neun Köpfe verstärkte Neo-Funk-Band rund um den schon mit 11 Grammys ausgezeichneten musikalischen Wirbelwind Philip Lassiter auftreten. Der derzeit in Amsterdam lebende US-Trompeter, Komponist und Arrangeur hat nicht nur eine beeindruckende Star-Liste aus allen Genres von Pop bis Soul in seinen Auftragsbüchern stehen: Namen wie Stevie Wonder, Mariah Carey, Al Jarreau oder Ariana Grande tauchen dort ebenso auf wie Jill Scott, die Isley Brothers, Timbaland und viele andere mehr. Am bedeutendsten war aber sicher seine Zusammenarbeit mit Prince, dessen Bläsersektion er auch jahrelang leitete. Auch als eigenständiger Musiker selbst ist er vielfach ausgezeichnet und auf großen wie kleinen Bühnen der Welt unterwegs. Erst im März brachte er mit kleinerer Besetzung den Club in Minden zum Kochen.
Verhandlungen mit der französischen Nujazz-Truppe Electro Deluxe hatten sich auf den letzten Metern zerschlagen.
Den Mittelpart gestaltet das nicht minder funkige „Rüdiger Baldauf & Friends“-Programm des charismatischen (und in Minden von mehreren Konzerten inzwischen bestens bekannten) Trompeters, der u.a. mit den „Heavytones“ bei Stefan Raab populär geworden ist und inzwischen auf eine lange Reihe erfolgreicher Projekte blicken kann. Nach Minden bringt er neben seiner erstklassig besetzten Band (u.a. Christian Frentzen an den Keyboards) auch drei ganz besondere Gäste mit: Ausnahmegitarrist Bruno Müller, Top-Trompeter Joo Kraus und Saxophon-Shooting-Star Jakob Manz.
Die Band begibt sich im Gefolge von fünf erfolgreichen Alben der vergangenen zehn Jahre auf kreative Reise durch das Songmaterial von Michael Jackson und den Beatles, widmet sich Neuinterpretationen und bewegt sich leichtfüssig zwischen Funk, Pop und Modern Jazz. Dabei kommt die Band ganz bewusst ohne Vocals aus. Treibende Basslinien und teils sehr percussive Drum Beats wechseln sich ab mit anspruchsvoll arrangierten Balladen, kristallklaren Brass-Sounds und zündenden Instrumental-Soli.
Als Opener und Anheizer fungiert – auch das eine Tradition der „Summer Night“ – mit der Hannoveraner LABIBA ein (mehr oder weniger) regionales Ensemble: die Bigband aus 25 Musikerinnen und Musikern rekrutiert sich unter der Leitung des auch von anderen Latin-Projekten bestens bekannten Komponisten und Arrangeurs Kurt Klose überwiegend aus der reichhaltigen niedersächsischen Jazzszene und verspricht afro-kubanisches Feuer in einem bunten karibischen Stilmix.